Die neue Hauptversion des weltweit meistgenutzten CMS WordPress 5.0 wird gerade verteilt. Neben dem üblichen Sichern seiner Daten vor dem Upgrade sollte man beim Update auf WordPress 5.0 „Bebo“ auch darüber nachdenken, was es bedeutet, dass die Entwickler den „klassischen“ Editor entfernt haben und nach dem Upgrade nur noch der bei vielen Power-Usern verhasste Editor Gutenberg verfügbar ist.

Die Probleme mit dem neuen Editor

Wer diese Verschlimmbesserung schon ausgiebig getestet hat, weiß, wovon ich spreche. Alle Funktionen, die man beim Classic-Editor an einer Stelle, nämlich im Menü direkt über dem Editorfenster zusammengefasst fand, wurden mit Gutenberg wie Ostereier an allen möglichen Stellen versteckt.

Denn Gutenberg, der angeblich die Gestaltung von Artikeln und Seiten in WordPress leichter und barrierefrei machen soll, bekommt heftigen Gegenwind aus der Community. Besonders die Ergonomie ist bei dem Editor völlig auf der Strecke geblieben.

Fehlverhalten, das sofort auffällt

Damit meine ich nicht mur, das Finden der überall verstreuten Funktionen – das würde ich noch unter „Einarbeitung“ abhaken. Aber wenn Sie in einem Block ein Wort markieren, um es in die Schlagwörter zu kopieren und nur noch zuschauen können, wie die Schlagwort-Eingabe mit dem Reiter „Dokument“ verschwindet, um vom Reiter „Block“ ersetzt zu werden, erinnert das doch sehr an Steve Ballmers Versuch mit Windows, häufig nicht wirklich zutreffende Wünsche des Benutzers zu antizipieren und autoaktiv auszuführen und damit letztlich die Produktivität des Nutzers deutlich herabzusetzen.

Ähnlich ist es, wenn Sie ein oder mehrere Worte in einen Textblock kopieren, und Gutenberg dabei sofort einen Zeilenumbruch erzeugt, den Sie jedes Mal wieder händisch zurückbauen müssen.

Und das sind nur zwei Beispiele dafür, warum ich mit dem Editor nicht warm werden kann – es gibt noch viele, viele andere. Seit fast 10 Jahren schreibe ich Artikel für mehrere WordPress-Blogs, und zwar täglich eine gute Handvoll davon. Für meine Produktivität ist der Zwang zu Gutenberg einfach nur eine Katastrophe.

Große Sprüche vom WordPress-Erfinder

Mit Gutenberg ändert sich die Art und Weise, wie Beiträge gestaltet werden, extrem drastisch  – und das gefällt nicht wirklich jedem. WordPress-Erfinder Matt Mullenweg erklärte in seinem Blog: “Große Veränderungen machen Angst, führen aber zu einer Weiterentwicklung.” Es sei nun Zeit für “das nächste große Ding”, um das populärste Content-Management-System (CMS) der Welt fit für die Zukunft zu machen.

Naja – Sprüche von Apple kopieren und starrköpfig berechtigte Anliegen der Benutzer mit Füßen treten wie es bei Microsoft einst Steve Ballmer mit dem Startmenü von Windows 8 versucht hat, bis er 2013 deshalb zurücktreten musste, könnte auch bei WordPress massive Folgen haben.

Gutenberg ist eindeutig Bananensoftware

Auch ich habe mich jetzt notgedrungen durchgerungen, mich in Gutenberg einzuarbeiten, der den bisherigen Classic-Editor ja mit WordPress 5.0 komplett ersetzen soll. In meinen Augen ist das Teil Bananensoftware nach dem Motto: „Reift beim Kunden!“

Erste Hilfe: Classic Editor als Plugin nachinstallieren

Eine Nachricht gibt mir aber Hoffnung: Nach einem Hinweis von WordPress selbst kann man unter der Version WordPress 5.0 den bisherigen Classic-Editor als Plugin wieder einbinden und nutzen.

Noch habe ich das nicht getestet, aber wenn es einigermaßen klappt, wird das wohl mein Rettungsanker, bis der Editor Gutenberg wirklich ausgereift ist und mir nicht mehr mit seinen fehlerhaften Antizipationen und unpassenden, den Arbeitsfluß massiv störenden Autoaktivitäten die Produktivität raubt.