Nutzer des Tor-Browsers können ihre Spuren im Netz mit Hilfe des dahinterstehenden gleichnamigen Anonymisierungsnetzwerks verwischen – für kritische Journalisten und Systemkritiker in den vielen Autokratien und Diktaturen der Welt eine im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtige Funktion.

Zukünftig soll der anonymisierende Tor-Browser Zensurversuche noch deutlich einfacher umgehen können, kündigte Georg Koppen, der Leiter des Teams für ein “gesundes” Netz beim Tor-Projekt, am Montag auf dem virtuellen Hackertreffen rC3 (remote Chaos Communication Congress) des Chaos Computer Clubs (CCC) an.

Schon bald werde es eine neue Option im Tor-Browser geben, mit der sich durch einen einfachen Klick auf einen entsprechenden, an spezielle geografische Regionen angepassten Anti-Zensur-Button voreingestellte „Bridges“ in der Region nutzen ließen, ließ Koppen die Zuhörer wissen.

Brücken und Schneeflocken gegen Zensur

Die als “Brücken” bezeichneten Nodes werden wie auch die normalen Tor-Zugangsknoten von Freiwilligen betrieben. Allerdings sind ihre IP-Adressen nicht öffentlich gelistet, so dass Angreifer sie nur sehr schwer ausmachen oder gar sperren können.

Bisher mussten sich Benutzer, die von einer Tor-Zensur betroffen waren, noch an das Tor-Projekt wenden, um von dort eine Kennung für diese versteckten Brückenpunkte zu erhalten.

Allerdings hatte das “Tor Project” mit Version 11.0.2 des im Kern auf Firefox beruhenden Browsers schon während der noch laufenden massiven Zensurversuche aus Russland Bridges eingebaut, die insbesondere Benutzer in Russland gezielt voreinstellen konnten – und genau dieser Ansatz soll jetzt weiter ausgebaut werden.

Nächster Schritt im Wettrüsten mit den Zensoren

Ergänzend hat die Tor-Community mit „Snowflake“ auch  eine Browser-Erweiterung entwickelt, die ebenfalls helfen soll, der Zensur einfacher auszuweichen. Über Snowflake werden passende Brückenknoten standardmäßig konfiguriert.

An jedem Tag sollen mehrere tausend geeignete Proxy-Server zur Verfügung stehen, die sich nur sehr schwer orten und blockieren lassen. Dabei bezeichnete Koppen Snowflake als die “nächste Stufe im Wettrüsten mit Zensoren”. Diese Erweiterung werde inzwischen von deutlich mehr als 6.000 Usern des Tor-Browsers genutzt.

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