Die umfassende Überwachung von Umgebung und Insassen durch seine Elektro-Autos hat dem US-Hersteller Tesla den diesjährigen Negativpreis Big Brother Award eingebracht.

“Die erhobenen Daten werden permanent ausgewertet und können für beliebige Zwecke weiter genutzt werden”, erläuterte der ehemalige Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, nach einem Vorabbericht in seiner Laudatio. Die vielen Datenschutzprobleme machten aus einem Tesla-Fahrzeug eine “dauernd aktive Datenschleuder mit Langzeitgedächtnis” und seien “schlicht und einfach unzulässig”.

Daten für Medien – aber nicht für die Eigentümer

Darüber hinaus wird Tesla vorgeworfen, die Fahrzeugdaten sehr freigiebig herauszurücken, wenn mit diesen Daten die Schuld eines Autofahrers an einem Unfall nachgewiesen werden kann.

“Während das Unternehmen nach einem Unfall Daten an Medien herausgegeben hat, will es die Logdaten des Kunden nicht den Fahrern selbst zur Verfügung stellen”, schrieb der britische Guardian im April 2017. Auf diese Weise versuche das Unternehmen unter anderem, Aussagen von Unfallfahrern öffentlich zu widerlegen.

Betrieb verstößt gegen die DSGVO

Weichert stört sich besonders daran, dass Tesla die seit 2018 in Europa gültige Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in seinen AGB überhaupt nicht erwähnt. Außerdem berufe sich das Unternehmen für die Übermittlung der Daten in die USA auf den Privacy Shield, der inzwischen vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) für ungültig erklärt wurde.

“Also verstößt schon der Normalbetrieb von Teslas gegen die DSGVO”, schloss Weichert und ergänzte noch: ” Wer einen Tesla kauft, müsste zunächst viele Dienste deaktivieren, um die DSGVO einzuhalten.”

Die weiteren Preisträger

Seit dem Jahr 2000 verleiht der Verein Digital Courage den Big Brother Award an Firmen, Organisationen und Politiker, die insbesondere durch den missbräuchlichen Umgang mit Daten aufgefallen sind.

Außer dem Autohersteller Tesla wurden in diesem Jahr unter anderem die Bundesregierung, die Modekette H&M und das Bildungsministerium Baden-Württemberg mit der Negativauszeichung entehrt, die am gestern in Bielefeld verliehen wurde.

Der Bundesregierung wurde der Preis wegen der “politischen Mitverantwortung für den völkerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg, der Modekette H&M für “jahrelanges, hinterhältiges und rechtswidriges Erheben und Verarbeiten von datenschutzrechtlich herausragend geschützten Beschäftigtendaten” und dem Bildungsministerium, weil es “wesentliche Dienste der Digitalen Bildungsplattform des Landes von Microsoft betreiben lassen will” zugesprochen.