Es war heute das Ereignis des Tages: Die SPD gab das Ergebnis des Mitgliederentscheides zur Großen Koalition (GroKo) bekannt: 66 Prozent der SPD-Mitglieder stimmen einer erneuten GroKo zu.

Zwei Drittel der SPD-Mitglieder stimmen für die GroKo

Eigentlich sollte das um 9:00 Uhr passieren, aber es war schon halb Zehn vorbei, als endlich der Schatzmeister der SPD, Dietmar Nietan, im Willy-Brandt-Haus verkündete: 66 Prozent der 362.933 gültigen abgegebenen Stimmen hatten sich für die GroKo entschieden, die damit auch kommt.

Auch eine Entscheidung über die Zukunft der IT in Deutschland

Man könnte sich ja vielleicht auch einmal fragen, wieso das denn einen Webworker überhaupt interessieren sollte. Wenn man sich dann aber vergegenwärtigt, dass kein großer IT-Konzern, kein nennenswertes Soziales Netzwerk und auch kein Smartphone-Hersteller mehr in Deutschland zu finden ist, kommen Fragen auf.

Besonders, wenn die Politik sich mit merkwürdigen Gesetzen nicht hinter die Freiheit des Internet, sondern mehr auf die Seite von Verlagen, Konzernen und last not least Geheimdiensten stellt.

Schon eine Regierungschefin, die das Internet als „Neuland“ bezeichnet und IT-Fachleute, die diese Bezeichnung nicht verdient haben, als Verantwortliche für das angeblich sicherste Netz in Deutschland, in dem die Hacker wohl immer noch ein- und ausgehen und sich an Dokumenten und anderen Daten bedienen, wie sie es wollen, zeigen ja, dass die Politiker die IT einfach nicht verstehen und Deutschland immer mehr ins Abseits steuern.

Ein Trachtengirl als Digitalminister

Die aktuellste Posse nährt sich dann auch noch aus der doch langsam aufkeimenden Erkenntnis, dass ein Digitalminister hier eigentlich wegen der Wichtigkeit für die Zukunft der Deutschen, die ja ihren Lebensstandard nicht auf ewig mit stinkenden Diesel-PKWs und treffsicheren Panzern halten können, dringend nötig wäre.

Ich habe ja geglaubt, schlimmer als bei Alexander Dobrindt, der bisher im Verkehrsministerium mit für digitale Netze zuständig war, weil Autobahnen und Datenautobahnen doch ähnlich klingen, kann es nicht mehr kommen.

Das war aber ein Irrglaube, denn nach einem Deal zwischen Merkel (CDU) und Seehofer (CSU) soll jetzt das Trachtengirl Dorothea Bär von der CSU den Digitalminister machen. Eine Frau, die Politikwissenschaft studiert hat und weder in Theorie noch in Praxi jemals ernsthaft mit IT und Zukunftstechnologien zu tun hatte.

Je länger man darüber nachsinnt, umso mehr wird einem klar, dass auch die Zukunft von Webworkern stark von den politischen Entscheidungen in unserem Land abhängig ist – und da wurde ja nun im Grunde schon seit der Jahrtausendwende wirklich nahezu alles, was man falsch machen kann, auch falsch gemacht.

Bis zum letzten Jahr konnte man das Münchner Open-Source-Projekt LiMux noch als Ausnahme anführen, aber das hat der Politiker und Oberbürgermeister von München Dieter Reiter auch gerade gecancelt – nicht für ein Linsengericht, sondern eigentlich für ein iPhone.

Warum auch immer – Microsoft hat es sicher gefreut, und bezahlen werden den Schwenk (und vermutlich auch Reiters neues iPhone) sicher die Steuerzahler. Und wer sich als lokaler Webworker gerade gut in LiMux eingearbeitet hat, darf dann einfach wieder von vorne anfangen – wenn sein Job dabei nicht den Bach hinunter gehen sollte.