Domain pulse“ nennt sich die wichtigste Veranstaltung zu aktuellen Themen, Trends und Tendenzen rund um Domainnamen im deutschsprachigen Raum. Es wäre ja auch einmal überlegenswert, dieser deutschen Veranstaltung zu deutschsprachigen Domains mit deutschsprachigen Ausrichtern nicht unbedingt einen trendigen englischen Namen zu verpassen. Aber sei’s drum.

Abwechselnd richten die drei Registrierungsstellen von Deutschland (DENIC eG), Österreich (Nic.at) und der Schweiz (SWITCH) diese Fachtagung aus, und in der letzten Woche war die deutsche DENIC eG an der Reihe, die Veranstaltung unter dem Motto „Next Level Ecolution: Homo Digitalis“ am 22. und 23. Februar 2018 in München auszurichten.

Registries als Regulierer von Inhalten

In der Keynote ging es diesmal um die „Digitale Erleuchtung – Erleuchtete Digitalisierung“ aus der Sicht eines Zukunftsforschers. Mehr im Fokus von webschaffenden Praktikern war da schon der Trend der Registries, Domains quasi auf Zuruf vom Netz zu nehmen.

Bisher hatten ja sowohl die Gesetzgeber als auch die Justiz anerkannt, dass eine Domain-Registry wie beispielsweise die deutsche DENIC eG nicht der richtige Adressat für die Regulierung von Inhalten sein kann. Es gibt auch zurzeit weder im Vereinigten Königreich, noch im Belgien, den Niederlanden, der Schweiz oder in Deutschland Gesetze, die Registries verpflichten, selbst gegen illegale Inhalte im Netz aktiv zu werden.

Aber in den letzten Jahren sind immer mehr Registries dazu bereit, Domains schon selbst quasi proaktiv dicht zu machen. Ursache dafür dürfte die Angst sein, für Bad Content in Haftung genommen zu werden.

Spitzenreiter bei vom Netz genommenen Domains im letzten Jahr war Nominet, die Verwalterin der britischen Zone .uk mit immerhin 16.000 Fällen, in denen auf Zuruf von Behörden Domains vom Netz genommen wurden. Davon kam die überwiegende Mehrzahl der Anfragen mit 13.616 von der Intellectual Property Crime Unit und weitere 2.781 Anfragen vom National Fraud Intelligence Bureau.

Aber auch weitab der Zusammenarbeit mit Behörden dieser Art gehen die Registries mehr und mehr proaktiv gegen mögliche Missetäter innerhalb ihrer Zonen vor.

Die neue Maxime: Löschen, schon bevor Behörden fragen

Bis vor 10 Jahren habe man noch nach der von der Denic eG bis heute gepflegte Hands-Off(Hände weg)-Politik gearbeitet, sagte in München der Jurist bei DNS Belgium, Peter Vergote.

Heute löscht man aber nach der neuen Maxime, dass die Registry für die Qualität der Zone verantwortlich sei, ca. 12 Domains pro Monat. Es handelt sich in den meisten Fällen um Domains, die durch Phishing auffallen.

Und um sich dabei nicht zum Richter über „legal oder nicht“ aufzuschwingen, braucht man dabei gerne den beliebten Trick, die betroffenen Domains nicht wegen des eigentlichen Vorwurfs, sondern doch lieber wegen falscher Whois-Angaben zu sanktionieren…