Der Messenger WhatsApp gibt seinen Nutzern keine Möglichkeit, ihren eigenen Online-Status komplett zu verbergen. Sogar wenn man der App sagt, sie soll den eigenen Status und wann man zuletzt online war nicht anzeigen, können andere Nutzer noch sehen, wann man online ist – und dazu müssen sie nur die zu überwachende Telefonnummer kennen.

Schnüffeln ohne jede Erlaubnis

Um den WhatsApp-Onlinestatus einer beliebigen Rufnummer zu erfahren, muss man diese Nummer nur zu seinen Kontakten hinzufügen und dann ein Chatfenster öffnen. Der Besitzer der Rufnummer bekommt das gar nicht mit und muss dabei auch nichts bestätigen.

Das ermöglicht das dauerhafte Überwachen der WhatsApp-Nutzung von Hunderten von Personen von einem einzigen Account aus. Wie einfach das klappt, zeigt eine neue Untersuchung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

WhatsApp häufiger als Scheidungsgrund

Zunächst erscheint das Datenleck ja eher als nebensächlich. Wenn man sich allerdings vorstellt, dass der Chef, der Arbeitskollegen oder der Lebenspartner jederzeit sehen können, wenn man WhatsApp öffnet, wird das Problem deutlicher.

Die eigentliche Beeinträchtigung der Privatsphäre hängt von der Häufigkeit der WhatsApp-Nutzung ab, kann aber durchaus schwerwiegende Folgen haben:

So werden in vierzig Prozent aller Scheidungsprozesse in Italien, in denen Ehebruch vorliegt, WhatsApp-Nachrichten als Beweis für Untreue angeführt. Sind Gesprächspartner online, obwohl sie eigentlich unabkömmlich sein sollten, kann das schnell zu Verdachtsmomenten führen.

Die von den Forschern gesammelten Daten zeigen auch, dass ziemlich genau die Hälfte der WhatsApp-Nutzung in die Kernarbeitszeit (7 bis 18 Uhr) der Benutzer fällt. In dieser Zeit sind deutsche Nutzer im Schnitt für mehr als 20 Minuten pro Tag online – obwohl die meisten in dieser Zeit wohl eher arbeiten sollten…

Die Massenüberwachung ließe sich einfach unterbinden

Völlig abgesehen davon, dass WhatsApp die massenhafte Überwachung Hunderter von Nutzern von einem einzigen Konto aus stärker einschränken sollte, ließe sich das ganze Problem mit einfachen Änderungen an der Nutzeroberfläche der App komplett beseitigen.