stratoIch habe irgendwo die Überschrift gelesen das Strato schon wieder verkauft werden soll, diesmal nach unbestätigten Berichten, vielleicht an die Telekom.  Da dachte ich mir, eine Art Historie über Strato wäre einmal interessant, immerhin ist Strato mal Hoster von 1 Drittel aller .de Domains gewesen und wenn bei Strato damals (mal wieder) die Lichter aus gingen, galt dies gleichzeitig für 1 Drittel des deutschen Internets!

Das ist nun nicht sarkastisch gemeint, sondern durchaus auch Respekt zollend, denn wer wird jemals wieder von sich behaupten können, 1/3 des deutschen Internets zu hosten ?

Als Inhaberin eines Webhosting Unternehmens muss ich aber natürlich immer vorsichtig sein und nahm mir vor äußerst gründlich zu recherchieren, denn viele der damaligen Ereignisse, kann ich chronologisch gar nicht mehr sortieren und nicht alles habe ich ganz genau mit bekommen.

Die Anfänge die ich über Strato fand:

  • 1994 Gründung der “Unternehmensberatung  New Media Consulting” durch Marc Alexander Ullrich
  • 1997 Umzug des Unternehmens nach Berlin
  • 1997 Umwandlung des Unternehmens in die Aktiengesellschaft “Strato Median AG” (M.-A. Ulrich wird Vorstandsmitglied)
  • 1998 Strato wird von “Tect Teles” übernommen.
  • 1998 In Zusammenarbeit mit AOL und Xlink bietet Strato Komplettpakete für Internetzugang inklusive Web-Präsenz an. Durch das “Billig-Angebot” wird die Aktion ein großer Erfolg. Es folgen viele Auszeichnungen in Zeitschriften, Strato wird
  • Ende 1999 Weltmarktführer bei Internet-Präsenzen, jede dritte .de Domain lief über Strato.

Dann wurde es schwieriger sich im Durcheinander der Ereignisse und den verworrenen oft gegensätzlichen Berichten ( immer wieder Stundenlange bis zu 1 Woche lange Ausfälle, Stromausfall, Wassereinbruch)des Internets, zurecht zu finden um zu verstehen was in welcher Reihenfolge denn nun wirklich geschah.

Ich bin dann auf einen Artikel gestoßen der sehr genau und extrem detailliert die abenteuerlichen Ereignisse auflistet, über welche Kunden mir damals am Telefon berichteten. Ich fühlte mich zurückversetzt in die Zeit in der Kunden mit Haarsträubenden Geschichten zu uns wechselten und ich fragte mich damals oft ob der eine oder andere mir einen Bären aufbinden möchte, bis ich dann in der Tagespresse die neusten Nachrichten zu den Vorfällen lesen konnte.

Ich könnte die Ereignisse niemals so spannend(ab September 1999 geht es schlag auf schlag)  wieder geben wie Sie Hier geschrieben wurden, daher werde ich sie einfach verlinken.  Die “alten Hasen” des Internets werden sich an so manches darin entweder schmerzlich oder belustigt erinnern.

Die Tageszeitung “Die Welt” würdigt die Ereignisse bei der Strato Medien AG zusammenfassend mit den Worten: “Spätestens seit dem Absturz der “Mir” ist das Rennen entschieden: In Sachen Pannen holt die Berliner Strato AG keiner mehr ein.

Aber man muss diesem Giganten aber auch zugestehen, er hat damals extrem viel Pech gehabt und es ist bewundernswert das ein Unternehmen es geschafft hat eine derartig gewaltige Pleiten Pech und Pannen Zeit zu überleben.

  • 2002 KPNQwest Pleite es droht der Verkauf des Strato Rechenzentrums an Konkurenz

Der niederländische Netz-Betreiber KPNQWest beherbergt das Strato Rechenzentrum. Als dieser Anfang 2002 Pleite geht, droht der Verkauf des RZ an die Konkurrenz. Die 1&1 Internet AG bot dem Insolvenzverwalter an, das Rechenzentrum in Karlsruhe zu übernehmen. Strato erwirkt eine Einstweilige Verfügung die KPNQWest den Verkauf an einen United-Internet-Konzern dem auch 1&1 gehört verbietet.

  • Juli 2002 das Strato Forum wird durch  die Strato FAQ ersetzt.
  • August 2002 Teles AG, die Muttergesellschaft der STRATO AG kauft das Strato Rechenzentrum
  • 2003 Die Leserschaft der PC Praxis wählt Strato zum Webhoster des Jahres 2003
  • 2004 Die Leserschaft der PC Praxis wählt Strato zum Webhoster des Jahres 2004
  • Dezember 2004 Einigung zur Übernahme der Strato-Gruppe, bestehend aus TECT AG, Strato Medien AG, Strato Rechenzentrum AG und Cronon AG durch Freenet

Danach wurde es eigentlich eher langweilig, Strato wurde wie viele andere Top 10 Provider immer wieder mit Preisen überschüttet und immer wieder liest man von Odyssee-Berichten  einzelner, aber nichts davon war ansatzweise so spannend zu lesen wie die Zeit 1999 – 2002.

Seit Juni ist bekannt, dass Freenet AG einen geeigneten Käufer für die Hosting Sparte = Strato sucht. 1&1 war natürlich wieder als erstes interessiert, immerhin ist Strato der größte Konkurrent doch es ist unwahrscheinlich das ein Kartellamt diesem Deal zustimmen würde.

Es könnte also mal wieder spannender werden um den digitalen Riesen der es trotz all der Skandale, Pleiten, Pech und Pannen immerhin bis heute zu Europas  zweitgrößtem Webhoster gebracht hat.