Die Gewerkschaft Ver.di mag es kaum glauben und ist begeistert, der Einzelhandelsverband HDE vernimmt es mit Schrecken und weist es vehement zurück: Lidl fordert einen branchenübergreifenden und flächendeckenden Mindestlohn von 10 € und hat dazu auch alle Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Bundestag angeschrieben.

Der HDE-Geschäftsführer meint in einem Zeitungsartikel, das sei nicht seriös, weil die unteren Tariflöhne der Branche zwischen 7,00 € und 8,80 € lägen. In diesem Bereich müsse auch der Mindestlohn liegen.

Alle fragen sich: Was will Lidl damit erreichen? Ist das wirklich ernst gemeint? Will Lidl wirklich ernsthaft Lohndumping unmöglich machen?

Und da wird doch recht schnell die schlechte PR von Lidl ins Visier genommen. Der Konzern ließ seine Mitarbeiter ausspionieren, legte “Krankenakten” über seine Leute an, bekämpfte Betriebsräte und kaufte von asiatischen Lieferanten, deren Mitarbeiter zu Dumpinglöhnen arbeiten mussten.

Ein zweiter Grund liegt wohl darin, dass Lidl selbstbei allem sonstigen Fehlverhalten seinen Mitarbeitern im Schnitt 13 € pro Stunde bezahlt – von Lohndumping kann man da wohl kaum reden. Selbst kleinste Jobs werden bei Lidl nicht unter 10 € bezahlt, während die Wettbewerber deutlich niedrigere Löhne zahlen. Und das hat ja die Deutsche Post schon vorgemacht: Als 2008 der Mindestlohn für Zusteller in Höhe von 9,80 € kam, musste Konkurrent Pin kurz danach in die Insolvenz gehen.