Kaum war die erste Automatenfiliale der Online-Apotheke Doc Morris geöffnet, musste sie zur Freude der Apotheker-Lobby auch schon wieder dicht gemacht werden. Doc Morris musste zwar seine Automatenapotheke in Baden-Württemberg nach 48 Stunden auf Anordnung des zuständigen Regierungspräsidenten wieder schließen, dürfte aber erfahrungsgemäß nicht klein beigeben…

Keine andere Apotheke für 2.000 Menschen im Dorf

Dabei wünschen sich die Kunden durchaus solche Lösungen – insbesondere wegen des deutlich besseren Preis/Leistungsverhältnisses. In diesem Zusammenhang fällt einem der seit Jahrzehnten gebräuchliche Ausdruck für überteuerte Waren ein: Apothekenpreise.

Doc Morris hatte die schon lange geplante Abgabestelle von Arzneimitteln in Hüffenhardt in Baden-Württemberg erst am Mittwochnachmittag eröffnet. Die einzige Apotheke des 2000-Seelen-Dorfes war schon 2015 geschlossen worden, weil sich einfach kein Nachfolger für sie fand.

Abläufe in der Automaten-Apotheke

Dem Regierungspräsidium hatte Doc Morris nur ein Arzneimittellager angezeigt. Online bestellte Arzneimittel hätten in die von der Versandapotheke gemieteten Räume geliefert werden sollen. Die Beratung sollte dabei genau wie in seinem Liveberater im Internet per Videochat durchgeführt werden.

Über 8000 Arzneimittel wurden vor Ort in einem Lagerautomaten, wie sie auch in normalen Apotheken genutzt werden, bereitgehalten. DocMorris-Mitarbeiter in den Niederlanden konnte auf Knopfdruck das Medikament freigeben, das dann in Hüffenhardt aus dem Automaten fiel. Vor Ort stand den Kunden allerdings kein Apotheker, sondern nur ein „normaler“ Mitarbeiter zur Verfügung.

Unzeitgemäße Klientel-Politik

Solche deutlichen Fälle von Lobbyismus und Klientelschutz sind lange nicht mehr zeitgemäß und lassen den kranken Patienten letztlich im Regen stehen – dessen Interessen gehen Politikern offensichtlich in Deutschland immer noch am Arm vorbei…